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47 Ronin (Chûshingura)

IMDB/OFDB

Japan, 1962

Regie: Hiroshi Inagaki

Das ist wohl die international bekannteste Verfilmung des Stoffes, und überfliegt man mal die Reviews auf IMDB oder auf diversen einschlägigen Sites, überwiegt wohl die Zahl derer, die den Streifen noch von früher kennen und damals überwältigt von der epischen und bildgewaltigen Umsetzung waren. Deshalb finde ich es auch sehr schade, diesen eindeutig für die große Leinwand konzipierten Film jetzt nur auf den heimischen zwanzigundnochwas Zoll Bildschirmdiagonale begutachten zu können, denn so kann ich bestenfalls nur den Hauch einer Ahnung bekommen, welch eine Wirkung er damals auf die Kinozuschauer ausgeübt haben muss.

Und da wären wir auch schon bei der konkreten visuellen Gestaltung, der eindeutigen Stärke von Inagakis ’62er Umsetzung. Ausgefuchste Kameraarbeit wie etwa in Mizoguchis Version ist hier nicht am Start. Ganz im Gegenteil, Inagaki nutzt seine besonders ruhigen und statischen Kameraeinstellungen, um seine Bilder – in Verbindung mit den malerisch schönen Sets und dem erdig-gesättigten Charakter des gewählten Filmmaterials (vermutlich Agfacolor oder ein ähnlicher Prozess) – zu einem geradezu traumhaften, farbenfrohen Gemälde auf die Leinwand zu malen. Besonders die Winterlandschaften im letzten Akt ließen mir mehr als einmal die Kinnlade herunterklappen, überwältigt von der märchenhaften Schönheit der Bilder.

Auf der erzählerischen Ebene leistet sich der Film leider einige dramaturgische Schnitzer. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Film möglichst alles mit hineinpacken, jede Nebenhandlung einschließen und jeden Charakter genauer ausleuchten möchte. In einigen fällen klappt das ganz gut, z.b. der Charakter Yasubei Horibe, der seine ungewöhnliche Trinkfestigkeit immer wieder zu seinem Vorteil auszunutzen weiß, oder der gewohnt energisch von Toshiro Mifune gespielte Genba Tawaraboshi, der ausgestoßene, der trotzdem im verborgenen dem Anführer Oishi den Rücken freihält, wissen zu gefallen. Unter’m Strich hält sich der Film aber leider zu lange mit oft unbedeutenden und daher auch eher verwirrenden Nebenschauplätzen auf und es hätte ihm sicher gut getan, die Story schon im Vorfeld um mindestens eine halbe Stunde zu raffen.

Dafür wurde aber das Melodrama hier aber auf ein ganz erträgliches Maß heruntergeschraubt und im Gegensatz zur völlig verkackten ’58er Version sind die wenigen Actionsequenzen sehr gelungen. Der abschließende Sturm auf Kiras Residenz ist großartig inszeniert, das leise Anschleichen der Ronin im Schatten, gefolgt von einem kurzen aber heftigen Gewaltausbruch, ist gleichermaßen aufgeräumt und nachvolziehbar als auch spannend und actionreich inszeniert, ein willkommener Adrenalinschub am Ende eines sonst eher ruhigen und dialoglastigen Films.

Wertung: 7/10

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