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Golden Slumber

IMDB/OFDB

Japan, 2010

Regie: Yoshihiro Nakamura

Der unscheinbare Paketbote Aoyagi wird auf einen Schlag aus seinem bequemen und vorhersehbaren Alltag herausgerissen, als ihn ein alter Freund zum Angeln einlädt. Denn bald findet er sich mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt im Auto jenes Freundes in der Nähe einer vorbeiziehenden Parade wieder. Man habe ihm Geld angeboten, um Aoyagi hierher zu bringen, beichtet ihm sein alter Genosse. Dann gibt’s eine Explosion, und um sie herum bricht Chaos aus. Auch das Auto in dem sie sitzen ist vermint und Aoyagi entkommt knapp einer weiteren Explosion, die eigentlich für ihn bestimmt war. Auf der Flucht vor der Polizei erfährt er durch die Medien langsam den Grund für seine Misere: Die erste Explosion auf der Parade war ein Mordanschlag auf den japanischen Premierminister. Mit Hilfe eines Doppelgängers sowie gefälschten Fotos und Überwachungsvideos möchte man ihm den Anschlag in die Schuhe schieben. Doch das stellt sich als nicht so leicht raus, denn von allen Seiten bekommt der perplexe Aoyagi unerwartete Hilfe, unter anderem von alten Schulfreunden und Kollegen, und sogar ein gesuchter Serienmörder erweist sich als durchaus umgänglicher Zeitgenosse und hilft ihm bei der Suche nach dem wahren Täter.

“Golden Slumber” ist der neueste Streich von Yoshihiro Nakamura, über dessen hervorragenden Vorgänger “Fish Story” ich hier ja auch schon vor kurzem berichtete. Nach den ersten Minuten erwartet man hier einen typischen Verschwörungsthriller nach Hollywood-Vorbild, aber dankenswerter Weise befindet man sich damit ziemlich auf dem Holzweg. Denn sobald die anfänglich etwas ungelenk inszenierte Story an Fahrt aufnimmt, reichert Nakamura das ganze mit seinen ganz ureigenen Trademarks wie den schrullig-sympathischen Charakteren, unerwarteten Wendungen und subtiler Komik an. Anstatt auf Action zu setzen und sich auf den “Helden”, seine Widersacher und deren Machenschaften zu konzentrieren, reichert er den Film mal wieder durch eine komplexere, sich über mehrere Zeitebenen erstreckende Handlung an, in deren Mittelpunkt nicht Gewalt, Rache und die sonst so übliche Frage nach der Schuld oder Unschuld und Rechtfertigung des Protagonisten stehen,  sondern in der Freunde und Familie sowie gegenseitiges Vertrauen als sicherer Rettungsanker in der Not dargestellt werden.

So unglaublich romantisierend und unglaubhaft die Story auch daherkommt, der gewagte Genremix funktioniert und als ganzes weiß der Film durchaus zu unterhalten. An die Brillianz älterer Werke wie “The Native Duck…” und den erwähnten “Fish Story” kommt er jedoch nicht heran. Zu konstruiert wirkt dafür die Handlung und zu holprig ist stellenweise die Dramaturgie. Besonders in der ersten Stunde hätte man die Handlung durchaus etwas straffen können und erst im weiteren Verlauf spielt der Film seine Stärken aus. Auch die Musikverweise (hier also auf  “Golden Slumbers” von den Beatles), die einigen früheren Filmen Nakamuras einen Teil ihrer Würze verliehen, scheinen hier sehr willkürlich eingefügt und  fehl am Platz. Und und jedes mal, wenn diese ekelig bemühte, in bestem Engrish vorgetragene Coverversion des titelgebenden Songs eingespielt wird, möchte ich mich am liebsten unterm Sofa verkriechen.
Bleibt am Ende: Ein unterhaltsam unkonventioneller Genrezwitter, getrübt durch ein paar kleinere Schwächen in der Inszenierung.

Wertung:7/10

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