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Nikkatsu Noir: Take Aim At The Police Van

IMDB/OFDB

Japan, 1960

Regie: Seijun Suzuki

Der Gefängniswärter Goro wurde vom Dienst suspendiert. Als ein von ihm bewachter Polizeitransporter von unbekannten angegriffen wurde, starben zwei seiner Insassen und Goro wurde dafür zum Sündenbock  gemacht. Weil er sich auch selbst mitvarantwortlich für das Schicksal der beiden Mordopfer fühlt, will er die Ermittlungen nicht alleine der Polizei überlassen, sondern versucht auf eigene Faust die Geschehnisse aufzuklären.

So, da wären wir beim dritten und bisher interessantesten Teil der Serie angekommen. Warum? Kein anderer als Meister Seijun Suzuki (u.a. Branded To Kill) saß hier auf dem Regiestuhl, was natürlich eine gewisse Erwartungshaltung meinerseits mit sich bringt. Und dieser wurde der Film durchaus gerecht. Seine erst viele Jahre später von der Kritik gewürdigten Werke Branded to Kill und Tokyo Drifter brachen mit so einigen Konventionen des Genres und strotzten nur so vor visuellem Ideenrichtum. Sie waren dann auch der Grund dafür, dass er von den Nikkatsu-Studios, die solche Experimente nicht duldeten,  gefeuert wurde. Also vermutete ich hier auch gar kein zweites Branded To Kill, aber trotzdem scheint in jeder Sekunde das Talent des Regisseurs durch.

Im Gegensatz zu den genannten Klassikern, hält sich Suzuki hier strikt an die Regeln das Genres, aber das sehr gekonnt. Seine Welt ist düster und stilsicher. Rasanter inszeniert und auch zunehmend blutiger als die zuvor bespreochenen Filme der Nikkatsu-Box, scheint sich hier langsam ein roter Faden in Richtung des bald aufkommenden Yakuza-Kinos zu spannen. Waren “I Am Waiting” und “Rusty Knife” noch durch und durch von ihren US-Vorbildern geprägt, meine ich hier erste Schritte hin zu einer eigenständigeren Bildsprache zu entdecken.

Überhaupt, die Bilder sind es, die deutlich machen, wer hier am Werk war. Auch wenn der Film oberflächlich seinem Genre treu bleibt, verwöhnt er den Zuschauer schon mit sehr ausgefeilter Kamreaarbeit und einer Vielzahl interessanter Einstellungen. Besonders ist mir die Anfangssequenz in Erinnerung geblieben, die den Zuschauer durch ein Zielfernrohr blicken lässt. Dabei streift die Kamera nacheinander eine Reihe von Straßenschildern, welche die Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht auffordern und über die häufigen Unfälle aufklären, die sich auf dieser Straße ereignet haben. Wenige Augenblicke später ereignet sich dann der besagte Unfall, ausgeheckt von einem Unbekannten mit dessen Augen das Publikum gerade das Geschehen verfolgt.

Interessant ist auch der Charakter des Knastwärters Goro. Er ist ein klassischer Gutmensch (heute würde man vielleicht sagen: ein Sozialpädagoge), der nach eigener Aussage bestrebt ist, “das Gute im Menschen zu erwecken”, das seiner Ansicht in jedem schlummert – mit dem Ergebnis, dass er sich bald genau den Menschen gegenüberstellen muss, denen zuvor seine gut gemeinten Bemühungen galten. Sein Weltbild ist gescheitert. Ob er das auch so sieht oder überhaupt irgendwelche Schlüsse daraus zieht, lässt der Film offen. Das ist nämlich alleine die Aufgabe des Zuschauers.

Wertung: 7/10

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